Fashion spielt eine zentrale Rolle in Kais Arbeits- und Privatleben. „Mein Stil beeinflusst definitiv, wie ich schreibe“, so Kai. „[In meinen Texten] verweise ich oft auf Fashion. Und ich denke, meine Outfits und mein Aktivismus gehen oft Hand in Hand. Die Kleidung dient manchmal als Schutz vor dem, wogegen ich ankämpfe.“ Als Schriftsteller und Performer war Kai der erste „Hausdichter“ am Londoner Institute of Contemporary Arts. In Sachen Style lässt Kai sich von anderen Größen aus Kultur und Politik inspirieren. An Rapperin Missy Elliot zum Beispiel bewundert Kai den Aufstieg zur Streetwear-Ikone ganz ohne spärliche Outfits. Für Kai stellen Anzüge eine Möglichkeit dar, sich über die stillschweigend akzeptierten Grenzen und sozialen Kodizes unserer Zeit hinwegzusetzen: „Wenn und wann immer mir danach ist, kann ich mithilfe eines Anzugs mein Gender, meine Sexualität und meine Schichtzugehörigkeit hinter mir lassen.“
Anzüge stellen auch in der queeren Geschichte ein Schlüsselsymbol dar und Kai erwähnt, sich in jungen Jahren mit lesbischen und nicht-binären Anzugträgerinnen identifiziert zu haben. Dabei kommt es vor allem auf die feinen Unterschiede an. „Jahrhundertelang haben wir Anzüge mit Männlichkeit assoziiert,“ so Kai. „Und wenn wir über die mächtigen Frauen in Anzügen reden, verkennen wir häufig, dass diese Frauen sich noch immer dem Male Gaze [männlichen Blick] beugen, indem sie sich gegen diesen wappnen müssen.“ Für Kai geht es beim Anzugtragen nicht um bloße Ermächtigung. Es sollte auch keine Imitation der Männlichkeitsformen sein, mit der es so lange Zeit assoziiert wurde. „Wir sind schnell mit dem Macht-Gedanken bei der Hand, aber manchmal verspüre ich mehr Macht, wenn ich eine Hose von Miu Miu zu oberschenkellangen Stiefeln trage. Ich denke, [in einem Anzug] sollte mensch sich so fühlen wie in jedem anderen guten Piece auch: einfach wunderbar – was auch immer das für jeden Einzelne*n bedeutet.“