Das „Pop Girly“-MakeoverSo bestimmen drei Popstars den Dresscode
Der Einfluss der „Pop Girlies“ ist größer als je zuvor. Das zeigt sich auch in unseren Kleiderschränken.
Von Nayeun Kim
21. Februar 2025 · 5 min Lesezeit
Im letzten Jahr haben die Pop-Veteraninnen Taylor Swift und Beyoncé mit Rekordzahlen von Konzertbesucher*innen für Schlagzeilen gesorgt, aber irgendetwas stimmte nicht in der Welt des Pop. Vielleicht sehnten wir uns danach, von einem unerwarteten „I kissed a girl“-Moment aufgerüttelt zu werden?
Das Fehlen von neuen Gesichtern bot bereits Nährboden für Spekulationen über den „Tod des Pop“, bis uns die frühere Untergrund-Raverin Charli XCX mit Brat eine Art göttlichen Fingerzeig bescherte. Zeitgleich katapultierten sich auch Sabrina Carpenter und Chappell Roan auf die Bildfläche, und schon bald droppten die drei Ladys Songs, als würden sie im Turbo-Modus Uno spielen. Mit dem Unterschied, dass es bei dieser Runde keine Verliererinnen gab.
Den musikalischen Einfluss des Dreigestirns brauchen wir hier nicht herauszustellen – ihre Nominierungen (und Auszeichnungen) bei den Grammy Awards 2025 sprechen für sich. Allerdings haben die neuen Ikonen nicht nur Clubs, Cafés und Spotify-Playlists fest im Griff: Ihr Style beginnt, unseren Alltag zu infiltrieren, und macht auch vor unseren Kleiderschränken nicht halt.
Midwest Princess statt mittelmäßig
Entdecke den Look
Klar können wir ein Leben lang in liebevoller Nostalgie an Britney, Christina und Madonna in den 2000ern zurückdenken. Aber diese neue „Pop Girly“-Ästhetik, mit der wir dem Male Gaze einfach mal die Tür vor der Nase zuknallen, hat doch auch was für sich. Von Drag Queens inspirierte Glitter-Looks, starke Stimmen und Chappell Roans Komm-mir-bloß-nicht-in-die-Quere-Attitüde sind genau das, was wir jetzt brauchen.
Bei The Tonight Show Starring Jimmy Fallon erklärt Roan ihren Style folgendermaßen: „Meine Stylistin Genesis Webb und ich bedienen uns bei Drag Queens, wir bedienen uns bei Horrorfilmen, bei Burlesque und beim Theater.“ Wenn die Gespräche um die vereinheitlichenden Effekte von Social-Media-Algorithmen und deren Auswirkungen auf unseren persönlichen Style kreisen, fühlt sich die Flucht in die „Weird Drama Kid“-Ästhetik an wie ein Griff in die Trickkiste, mit dem wir wieder ganz authentisch und ungehemmt wir selbst sein können. Und das sagen wir ganz im Ernst, ohne Cringe-Faktor.
Vielleicht denkst du dir beim Lesen: Cool, aber nichts für mich. Verstehen wir. Du kannst den extravaganten Bühnenlook feiern und dich trotzdem fragen, wie du jemals mit einem Hennin (auch bekannt als Kegelhut) und langer Schleppe auf der Arbeit erscheinen sollst. Die Antwort lautet: Überhaupt nicht.
Lass einfach eine Prise Midwest-Princess-Ästhetik in deine Garderobe einfließen: (DIY-Note, Camouflage, Glitter, Pailletten, mittelalterliche Details, Metall-Akzente, kitschige Accessoires, verzierte Boots und New-Romantics-Make-up). Und schreibe zum guten Schluss in Comic Sans. Office-Blazer? Nimm einen mit Schottenkaros. Weiße Bluse? Ja, aber mit Vintage-Rüschen. T-Shirt? Am besten mit Band-Print. Liebst du Kurven? Ein Korsett zaubert mehr davon. Und wenn endlich mal Showtime (sprich: Freitagabend) ist? Dann kommt der Glitter-Eyeshadow zum Einsatz. Und immer dran denken: Ein Strasssteinchen ist Understatement. Drei machen den Look perfekt.
Erlaube dir dein Guilty Pleasure
Durch und durch provokant
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2024 stand ganz klar im Zeichen der Badass-Göttin. Wie könnte es auch anders sein, wenn sämtliche Hot Girls des Internets – Chloë Sevigny, Gabbriette, Alex Consani und Isamaya Ffrench, um nur einige Beispiele zu nennen (schau dir unbedingt die Credits an) – Gastauftritte in deinem Musikvideo haben?
Mit jeder expliziten Bewegung und jedem Ablecken des Bühnenbodens konnte Charli XCX ein weiteres Stück Ibiza, London oder New York für ihr Manifest der sinnlichen Rebellion gewinnen. Natürlich lieben wir alle unser cleanes Wellnessprogramm, aber – wow, ist es nicht befreiend, das mal zur Seite zu schieben und uns ein bisschen dreckigen, anstößigen, aber eigentlich ganz harmlosen Spaß zu gönnen? Der Sommer 2024 ist vorbei und wir sitzen längst wieder im braven Office-Look an unseren Schreibtischen. Aber irgendwie hat er uns doch verändert …
Von welcher Veränderung wir da reden? Nun ja, es läuft alles auf die Sache mit dem Male Gaze hinaus. Und darauf, dem Yogi-Perfektionismus den sprichwörtlichen Mittelfinger zu zeigen. Dieser Anti-Fashion-Vibe, der fast schon an Hässlichkeit grenzt, fühlt sich an, als hätte man einem bis zur Verstümmelung gepflegten Garten eine gute Dosis Unkraut und Geziefer verpasst, um ihm wieder etwas Leben einzuhauchen. Falls dieses Bild dich nicht abholt: Wir meinen damit, dass Perfektion auch Ecken und Kanten braucht. Schließlich sind wir alle Menschen.
Dabei stellt sich die große Frage: Wie wirkt sich das auf unsere Garderobe aus? Das leuchtende Giftgrün bleibt uns wahrscheinlich auch 2025 erhalten, aber bei den Absätzen heißt es jetzt: weniger Kitten, mehr Boss. Dazu zeigen wir mit Statement-T-Shirts ganz genau, wie es uns geht, und stimmen unsere Looks mit den Freund*innen ab, die einfach immer für uns da sind. Das Accessoire der Wahl ist Eyeliner, am besten schweißresistent. Den Glanz von Sommerhaar erhalten wir uns das ganze Jahr über, und bei den Outfits steht ein Hauch von Romantik im trotzigen Kontrast zu Rissen, Reißverschlüssen und Nieten, die geradezu schreien: „Ich bin meinen eigenen Weg gegangen und ich habe es geschafft“. Alternativ kannst du auch einfach ein trägerloses weißes Top ohne BH tragen, wenn du endlich den Millionenvertrag unterzeichnest, den du so was von verdienst.
Nicht nur reden, sondern machen
Zuckersüß und zielstrebig
Entdecke den Look
Wir müssen ja zugeben: Als Sabrina Carpenter als Eröffungsact für Taylor Swifts „Eras“-Tour angekündigt wurde, haben wir erst mal den Kopf geschüttelt. Reduziert sich der Pop etwa wieder auf das Image der sexy Blondine?
Allerdings nur, bis wir uns die Texte richtig angehört und Carpenters Humor verstanden hatten. Ihr Album wurde von New York Times-Kulturreporter Joe Coscarelli als „witziger, selbstironischer Schmuddelkram“ und von Kulturkritikerin Lucy Ford als „schamlos geil“ beschrieben, und ihr Softcore-Look ist einfach Teil ihrer Komik. Eine Rose, die nicht mit Dornen, sondern mit schonungslos ehrlicher Musik piekst. „Es ist fast so, als ob jemand eine Liste mit Red Flags für Beziehungen oder Beziehungsverhalten erstellt und dann gesagt hätte: Lasst uns einen Song daraus machen“, so Jon Caramanica im Popcast-Podcast. Und Carpenters meisterhaft kokette Gastgeberin/Gästin-Dynamik mit Amelia Dimoldenberg bei The Chicken Shop Date war einfach genau so, wie der Ruf ihrer Musik es erwarten ließ.
Im Gegensatz zu Roan oder Charli hat Carpenter einen eher unterschwelligen Stil. Sie zieht uns mit Vertrautheit in den Bann und stellt dann alles auf den Kopf. Ein Look, der klassischen Hollywood-Glamour aufgreift und mit der Selbstsicherheit und Durchsetzungskraft eines Menschen aufwiegt, der das Sagen hat.
Wie du das auch schaffst? Hier unser Rezept: klassische Lackstiefel in überraschenden Farben, asymmetrische Linien, mit Längen spielen und dazu feminine Klassiker mit punkiger Note kombinieren. Wähle eine blumige Frühlingspalette, bei deren Anblick du einmal tief einatmen willst. Aber Achtung: Nur ein rosa Teil zu viel und schon wirkt das Ganze wie ein Tween-Moodboard – das willst du unbedingt vermeiden. Das Make-up dazu ist soft und glamourös und wirkt wie frisch gepudert (Zeit, dir mehr Rouge zuzulegen). Schließlich soll dir niemand ansehen, dass du bis Sonnenaufgang mit den Chappells und Charlis aus deinem Freundeskreis die Tanzfläche unsicher gemacht hast.
Bist du bereit für ein Grammy-verdächtiges „Pop Girly“-Makeover?
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